Menschen mit Demenz im Krankenhaus versorgen - Praxisbuch zur professionellen Begleitung von Betroffenen und Angehörigen
von: Jo James, Beth Cotton, Jules Knight, Rita Freyne, Josh Pettit, Lucy Gilby
Hogrefe AG, 2019
ISBN: 9783456958286
Sprache: Deutsch
200 Seiten, Download: 6251 KB
Format: PDF, auch als Online-Lesen
Mehr zum Inhalt
Menschen mit Demenz im Krankenhaus versorgen - Praxisbuch zur professionellen Begleitung von Betroffenen und Angehörigen
2 Grundprinzipien guter Pflege und Versorgung
Bis vor kurzem wurden Pflege und Versorgung von Menschen mit Demenz durch einen Diskurs über Defizite beherrscht und der Pflegeplan konzentrierte sich wahrscheinlich auf das, was der Patient nicht tun konnte und wie sich dies auf sein Leben und seine Aktivitäten auswirkte. Dies ist zwar in vielen Situationen ein pragmatischer, aber auch ein negativer Pflege- und Versorgungsansatz, und ein Ansatz, der von Anfang an die Erwartung von Versagen und Verlust aufbaut. Wenn wir den Dialog in Richtung Befähigung und Behinderung umstellen und an eine Person denken, die durch eine Kombination von Faktoren behindert wird, die kognitive und funktionale, aber auch soziale, gesellschaftliche und emotionale Faktoren umfasst, können wir die Pflege und Versorgung von Menschen mit einer Demenz auf andere Weise zu sehen beginnen. „Der Fokus auf Krankheit und Defiziten hat uns vom Verstehen abgehalten“ (Feil, 2002, S. 65).
2.1 Behinderndes Verhalten
Im Jahre 1997 benannte Kitwood in seinem Werk Dementia Reconsidered (dt.: Kitwood, T. [2000]. Demenz. Bern: Huber), auf welchen Wegen eine Person mit Demenz durch das Verhalten anderer behindert werden kann und nannte dies „maligne Sozialpsychologie“. In Tabelle 2-1 sehen wir, wie maligne Sozialpsychologie in der Akutpflege und -versorgung präsent ist, oft unbewusst angewandt durch Mitarbeitende, die sich der Auswirkungen, die dies auf den Patienten haben kann, gar nicht bewusst sein könnten.
Bevor wir untersuchen, wie Mitarbeitende Menschen mit einer Demenz befähigen und ihr Wohlbefinden verbessern können, müssen wir sicherstellen, dass wir nicht durch die in Tabelle 2-1 dargestellten Verhaltensweisen und Einstellungen das Problem erst erschaffen.