Auf dem Markt sind knapp 200 verschiedene ätherische Öle in unterschiedlichen Verpackungsgrößen zu finden. Nun stehen Sie vor der Qual der Wahl: Welche Öle sollen in meiner Einrichtung verwendet werden? In diesem Teil des Buches möchte ich Ihnen die aus meiner Sicht wichtigsten ätherischen Öle vorstellen, die gerade am Anfang der Aromapflege-Implementierung relevant sind.

2.1 Der Einkaufsprozess

Die Größe einer Einrichtung macht oft keinen Unterschied, wenn auch manche Unikliniken ein größeres Sortiment aufweisen als kleinere Krankenhäuser. Der Punkt hier ist der Einkaufsprozess. Einer der ersten Punkte der Implementierung ist die Recherche, welcher Geschäftsbereich zukünftig die ätherischen Öle und die anderen Aromapflegeprodukte in Ihrer Einrichtung einkaufen wird. In der Regel werden die Produkte entweder über die Einkaufsabteilung oder die Apotheke beschafft. Je nach Unternehmensstrategie kann es auch eine Mischung sein. Die Apotheke beschafft die ätherischen Öle und der Einkauf beschafft Zubehör wie Duftgeräte und Pumpspender.

Am Ende ist es wichtig, dass Sie als Implementierende wissen, welche Abteilung und dort konkret, welche Person für Sie in Bezug auf Aromapflege Ansprechperson ist. Auch Jahre nach dem Beginn der Implementierung benötigen Sie für Rückfragen, Produktumstellungen etc. eine feste Ansprechperson, wenn es um die Beschaffung der Produkte in Ihrer Einrichtung geht. Erstellen Sie zusammen mit der betreffenden Abteilung eine kleine Strategie wie die Produkte vom Endbenutzer, also von den Pflegenden der Station, bestellt werden können.

2.2 Das Stammsortiment

Es ist notwendig, dass Sie sich in Ihrer Einrichtung auf eine bestimmte Anzahl von Produkten festlegen. Dies erfordert zwar Priorisierung und Verhandlungsgeschick mit Apotheke oder Einkauf, aber es ist notwendig, damit die einkaufenden Abteilungen Lieferverträge aushandeln können. Außerdem hilft ein Stammsortiment dabei, eine standardisierte und sichere Anwendung der Aromapflege umsetzen zu können. Neben den Aspekten des Einkaufs, können Sie Schulungsmaßnahmen viel besser umsetzen, da sie sich auf ein definiertes Spektrum an Produkten begrenzt haben.

Ein Stammsortiment hilft Ihnen dabei, Arbeitsabläufe, QM-Dokumente, Aus-, Fortund Weiterbildung zu vereinheitlichen und so zu einer Qualitätssteigerung und Erhöhung der Patientensicherheit in Ihrer Einrichtung beizutragen.

Das Stammsortiment sollte keine für immer festgeschriebene Liste sein, sondern in regelmäßigen Abständen (z. B. alle 6–12 Monate) auf den Prüfstand gestellt und an die Bedürfnisse der Einrichtung angepasst werden.

Beachten Sie auch, welche Population an Patient*innen Sie in Ihrer Einrichtung betreuen. Ein rein somatisches Krankenhaus ohne Pädiatrie kann ein anderes Stammsortiment entwickeln, als ein Krankenhaus mit pädiatrischem Schwerpunkt oder ein rein psychiatrisches Krankenhaus.

Faktoren wie Preis, Lieferengpässe, mögliche Lieferanten und Hersteller spielen ebenfalls eine Rolle, wenn es darum geht, welche Produkte Sie in Ihr Stammsortiment aufnehmen können. Gängige ätherische Öle wie Zitrone oder Lavendel fein sind in der Regel günstiger als spezielle ätherische Öle wie Vanilleextrakt oder Manuka. Außerdem müssen Sie prüfen, ob die Endanwender auf der Station mit relativ speziellen ätherischen Ölen (schon) etwas anfangen können. Meine Erfahrung zeigt, dass Gerüche und Bezeichnungen, die schon geläufig sind, eher verwendet werden als unbekanntes.

Für den Anfang genügen 8-10 ätherische Öle, 2–4 Raumsprays, 2–5 gebrauchsfertige Einreibemischungen und ein Basisöl. Oft wird angegeben, dass die Pflegenden lieber eine gebrauchsfertige Mischung verwenden, anstatt eine individuelle Mischung zur sofortigen Anwendung aus ätherischen Ölen und Basisöl zu mischen. Daher sollten Sie am Anfang der Implementierung auf Raumsprays und gebrauchsfertige Mischungen setzen.

Folgendes Stammsortiment steht exemplarisch für ein somatisches Krankenhaus mit Gynäkologie/Entbindungshilfe und Pädiatrie.

Tab. 4: Beispiel eines Stammsortimentes

Ätherische Öle

Bergamotte furocumarinarm

Mandarine rot

Zeder

Eukalyptus radiata

Neroli 10 %

Zitrone

Lavendel fein

Pfefferminze

Rosengeranie

Fichtennadel

Raumsprays

Gegen Gerüche

Zur Entspannung

Zur Aktivierung/Anregung

Gebrauchsfertige Einreibemischungen

Zur Entspannung

Bei Schmerzen

Zur Optimierung der Atmung

Bei Obstipation, Problemen mit der Verdauung

Bei Ödemen

Basisöl

Olivenöl

Mandelöl

Weiteres

Duftneutrales Badeöl

 Es ist und bleibt schwer, den richtigen Mix zu wählen, damit auf allen Stationen die Hauptpflegediagnosen der Patient*innen abgebildet werden können.

Sie werden es wahrscheinlich nicht schaffen, alle Pflegenden mit Ihrem Stammsortiment glücklich zu machen. Ziel ist es, dass für den Großteil der Patient*innen und Indikationen in Ihrer Einrichtung ein passendes ätherisches Öl oder eine gebrauchsfertige Einreibemischung vorhanden ist. Ebenso sollten für die acht großen Indikationen (Geruchsbeseitigung, Schlafförderung und Beruhigung, Sterbebegleitung, Begleitung bei Delir/Demenz, Schmerzreduktion, Motivation der Teams, Atemstimulation, Übelkeit und Erbrechen) ätherische Öle, Raumsprays oder gebrauchsfertige Mischungen zur Verfügung stehen.

Stationen, die ganz frisch mit Aromapflege beginnen, empfehle ich immer, zunächst mit Raumsprays und geruchsfertigen Mischungen zu starten, um sich an die Aromapflege Schritt für Schritt heranzutasten. Nach und nach kann das Leitungsteam der Station, zusammen mit den Implementierern der Aromapflege, dann ätherische Öle dem Team näherbringen.

2.3 Bulk- und Laborware

Für Krankenhäuser und andere Einrichtungen des Gesundheitswesens bieten Lieferanten und Hersteller nicht nur die üblichen Standardflaschen mit 5 oder 10 ml Inhalt an, sondern sie ermöglichen auch den Bezug von größeren Gebinden, die auch als Bulkware oder Laborware bezeichnet werden. Die Nutzung von Bulkware kann für Ihre Einrichtung den Vorteil bieten, günstigere Preise pro 100 ml zu erzielen und somit die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Es ist jedoch zu beachten, dass der Einsatz von Bulkware nur dann sinnvoll ist,...