Starke Muskeln im Alter - Wie Sie Sarkopenie vorbeugen, Stürze verhindern und lange mobil bleiben. Mit effektiven Trainingsprogrammen gegen Muskelschwund

Starke Muskeln im Alter - Wie Sie Sarkopenie vorbeugen, Stürze verhindern und lange mobil bleiben. Mit effektiven Trainingsprogrammen gegen Muskelschwund

von: Henning Wackerhage, Marie Heiber

riva Verlag, 2023

ISBN: 9783745320305

Sprache: Deutsch

240 Seiten, Download: 8117 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Starke Muskeln im Alter - Wie Sie Sarkopenie vorbeugen, Stürze verhindern und lange mobil bleiben. Mit effektiven Trainingsprogrammen gegen Muskelschwund



Kapitel 1

WAS SARKOPENIE VERURSACHT UND WIE SIE SICH AUSWIRKT


Was ist Sarkopenie?


Der Begriff »Sarkopenie« ist einigen von Ihnen vielleicht schon einmal begegnet, denn dieser Begriff wird jetzt immer mehr verwendet. Vielleicht ist Ihnen auch bekannt, dass es sich dabei um Muskelschwund und einen Rückgang der Muskelfunktion handelt, der mit steigendem Alter zunimmt, wenn man nichts dagegen unternimmt. Aber was sich genau dahinter verbirgt, wie er zustande kommt und was Sie dagegen tun können, ist vielen weniger bekannt. Ziel dieses Kapitels ist es deshalb, Sarkopenie und die Ursachen zu beschreiben. Dabei werden wir uns den folgenden Fragen widmen: Warum altern Muskeln? Ist Sarkopenie ein Altersphänomen oder eine Alterskrankheit? Wie beeinflusst das Altern der Muskeln die Gesundheit und was können Sie im Alltag dagegen tun?

Mit der Sarkopenie verhält es sich wie mit der Demenz vor 20 Jahren. Damals wurden Senioren als vergesslich bezeichnet, heute haben sie Demenz oder Alzheimer. Dadurch, dass Demenz als eigene Krankheit beschrieben wurde und diese auch benannt wurde, verbesserte sich für die Betroffenen der Zugang zum Gesundheitssystem. Ähnlich werden heute Senioren mit Muskelproblemen vielleicht als »wackelig auf den Beinen« beschrieben. Hier stellt sich die Frage, ob dies in der Zukunft routinemäßig als Sarkopenie beschrieben werden wird und – sofern Sarkopenie als Krankheit anerkannt wird – den Betroffenen dann auch der Zugang zum Gesundheitssystem und damit eine Therapie gewährt wird. Wir kennen die Antwort nicht, doch es gibt eine gute Nachricht: Die meisten Menschen können Sarkopenie mit einem altersgerechten Krafttraining und einer muskelaufbauenden Ernährung effektiv vermeiden und behandeln.

Wenn die geburtenreichen Jahrgänge in die Jahre kommen


Wussten Sie, dass Deutschland eine der ältesten Bevölkerungen weltweit hat? Das heißt, dass das Durchschnittsalter besonders hoch ist und weiterhin steigen wird; wir sind eine alternde Bevölkerung. Über 20 Prozent der Bevölkerung sind über 65 Jahre alt und im Durchschnitt liegt die Lebenserwartung derzeit bei 81 Jahren. Bei Frauen beträgt die durchschnittliche Lebenserwartung 83,4 Jahre, bei Männern liegt die durchschnittliche Lebenserwartung bei 78,5 Jahren.5 Dies ist zu einem Teil dem heutigen Gesundheitswesen geschuldet. Es gibt bessere Behandlungsmethoden, modernere Verfahren, mehr wissenschaftliche Erkenntnisse als noch vor 50 oder 100 Jahren. Eine wichtige Rolle spielen aber auch Umweltfaktoren, Hygiene, eine veränderte Berufswelt, die Ernährung und die persönlichen Lebensumstände eines jeden Einzelnen. Zudem ist die Geburtenrate mit 1,5 Kindern pro Frau nicht besonders hoch. Die geburtenreichen Jahrgänge stellen jetzt den großen Teil der älteren Bevölkerung dar, was sich in dem genannten hohen Durchschnittsalter der Bevölkerung widerspiegelt. Zusammen führen die steigende Lebenserwartung und die niedrige Geburtenrate dazu, dass in Deutschland die Zahl der Senioren immer noch ansteigt und die Zahl der jungen Menschen im Verhältnis dazu sinkt. Das Statistische Bundesamt hat im September 2021 errechnet, dass die Zahl der über 67-Jährigen von heute 16 Millionen bis 2035 auf 20 Millionen steigen wird.6

Die Zunahme der Senioren in der Bevölkerung bedeutet, dass diese zukünftig eine noch wichtigere Rolle in allen Lebensbereichen spielen werden. Wenn der Lebensalltag bei bester Gesundheit noch individuell gestaltet werden kann, sind Senioren auch ein bedeutender wirtschaftlicher Faktor, sei es beim Reisen oder für altersspezifische Produkte. Es kann aber auch das Gegenteil der Fall sein: Mit dem Alter nimmt das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes mellitus Typ 2, Demenz und Osteoporose zu. Dies wiederum bedeutet mehr Kosten für das Gesundheitssystem, eine reduzierte Lebensqualität und im fortgeschrittenen Alter womöglich die Einweisung in ein Senioren- oder Pflegeheim. Die gesamtgesellschaftliche Aufgabe wird sein, den in Deutschland lebenden Senioren eine möglichst hohe Lebensqualität zu bieten, damit diese so lange wie möglich gesund, mobil und unabhängig leben können. Wie das erreicht werden kann? Vor allem mit Prävention durch körperliches Training und eine gesunde Lebensweise.

Woher der Begriff »Sarkopenie« kommt


Manchmal muss man ein neues Wort erfinden, um auf etwas Wichtiges aufmerksam zu machen. Eine derartige Worterfindung ist der Begriff »Sarkopenie«, den 1988 Irwin H. Rosenberg auf einer wissenschaftlichen Konferenz in Albuquerque, New Mexico, zum ersten Mal vorgeschlagen hatte. Hier beschreibt Irwin Rosenberg, wie er auf die Idee kam, das Altern von Muskeln als Sarkopenie zu bezeichnen:

»1988 organisierten wir ein Treffen zur Gesundheit und Ernährung von Seniorinnen und Senioren in Albuquerque, New Mexico. Ich wurde gebeten, die Forschungsergebnisse zusammenzufassen. [...] Es gibt wahrscheinlich kein auffälligeres Altersphänomen als den Abbau von Muskelmasse, der Bewegung, Mobilität, Energieumsatz, Nahrungsaufnahme, Nährstoffstatus, Unabhängigkeit und Atmung beeinflusst. Ich spekulierte dann, warum dies so wenig beachtet wurde, und schlug vor, dass wir diesem Phänomen einen Namen geben, damit es ernst genommen wird. [...] Ich schlug vor, dass der Name dieses Phänomens aus dem Griechischen abgeleitet werden sollte und dass es entweder Sarcomalacia oder Sarkopenie genannt werden sollte. [...] Ich erinnere Sie daran, dass sarx im Griechischen Fleisch ist und penia Verlust bedeutet. Was ist Sarkopenie? Ist es der Altersverlust von Muskelmasse und Muskelfunktion? Ist es eine Krankheit? Oder ist es ein Prozess des normalen Alterns?«7

Die Europäische Arbeitsgruppe zu Sarkopenie

Im Jahr 2010 veröffentlichte eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema Sarkopenie beschäftigt, die erste allgemeingültige Definition für Sarkopenie im europäischen Raum. Sie wurde gemeinsam von der Europäischen Gesellschaft für geriatrische Medizin, der Europäischen Gesellschaft für klinische Ernährung und Stoffwechsel, der internationalen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie in Europa sowie der internationalen Gesellschaft für Ernährung im Alter initiiert und besteht aus einem Team von Wissenschaftlern. Unter anderem sind die Mediziner Alfonso J. Cruz-Jentoft und Mauro Zamboni, die beide im Bereich der Geriatrie forschen, Teil des Expertenteams. Sie untersuchen vor allem altersbedingte Anpassungen von Muskeln, Fett und Knochen sowie mögliche Interventionen, die Menschen bis ins hohe Alter fit und gesund halten. Die Arbeitsgruppe erarbeitet Definitionen und Richtlinien zum Thema Sarkopenie. Damit Ärzte und Wissenschaftler Sarkopenie sicher diagnostizieren können, brauchen sie zuerst ein gemeinsames Verständnis, was Sarkopenie ist und wie man sie am besten erkennen kann. Diese Grundlage wird von den Experten in der Europäischen Arbeitsgruppe zur Sarkopenie erarbeitet. Zudem ist es das Ziel der Arbeitsgruppe, die neusten Erkenntnisse aus der Wissenschaft zu bewerten und auf deren Grundlage Empfehlungen für Ärzte, Wissenschaftler, Kliniken und Betroffene zu geben.

Heute wird die genaue Bedeutung des Begriffes »Sarkopenie« immer noch diskutiert. In diesem Buch benutzen wir Sarkopenie pragmatisch, um zwei Dinge zu bezeichnen:

  1. Sarkopenie als Altersphänomen: Sarkopenie bezeichnet den Verlust von Muskelmasse und Muskelfunktion beim normalen Altern.
  2. Sarkopenie als Alterskrankheit: Sarkopenie ist darüber hinaus auch die Bezeichnung für eine Erkrankung, die von Ärzten diagnostiziert werden kann. Dazu gibt es einen sogenannten ICD-Code, eine Nummer im Internationalen Katalog der statistischen Klassifikation von Krankheiten. Die Europäische Arbeitsgruppe zur Sarkopenie definiert Sarkopenie wie folgt: »Sarkopenie ist eine fortschreitende und generelle Skelettmuskelerkrankung [im Alter], die mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von Stürzen, Knochenbrüchen, körperlichen Behinderungen und Sterblichkeit einhergeht.«8

Wie Sarkopenie diagnostiziert wird


Die wichtigste Frage, die sich Ihnen stellt, ist sicherlich, welche Anzeichen es für Sarkopenie gibt und wie Ärzte diese erkennen und diagnostizieren können. Leider wird Sarkopenie derzeit nur selten diagnostiziert und spezifisch behandelt. Dies liegt vor allem daran, dass die Europäische Arbeitsgruppe zur Sarkopenie erst im Jahr 2019 vorgeschlagen hat, wie Sarkopenie genau diagnostiziert werden soll.9 Im Verlauf der Diagnosestellung kommen verschiedene Methoden zum Einsatz, so zum Beispiel die DXA (Dual-Energy X-Ray-Absorptiometrie), CT (Computertomografie) und MRT (Kernspintomografie). Mit diesen drei bildgebenden Verfahren werden die Muskelanteile im Körper sichtbar gemacht. Alternativ kann auch mit der BIA (bioelektrische Impedanzanalyse die Körperzusammensetzung, das heißt der jeweilige Anteil von Muskel- und Fettmasse im Körper sowie deren Verhältnis zueinander, bestimmt werden.

Das Ziel dieser Tests ist es zu untersuchen, ob sich Muskelprobleme von Personen auf eine etwaige zu niedrige Muskelmasse zurückführen lassen, womit eine eingeschränkte Funktionalität einhergeht, und diese wiederum die Fähigkeit, ein unabhängiges Leben zu führen, beeinträchtigt. Im Prinzip ist eine Diagnose relativ einfach, wie im folgenden Diagramm dargestellt ist.10

Der Weg zur Diagnosestellung...

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