Mit der Pensionierung rechnen - Die finanzielle Vorsorge umfassend planen

Mit der Pensionierung rechnen - Die finanzielle Vorsorge umfassend planen

von: Iwan Brot, Fritz Schiesser, Martin Müller

Beobachter-Edition, 2021

ISBN: 9783038753384

Sprache: Deutsch

168 Seiten, Download: 20798 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Mit der Pensionierung rechnen - Die finanzielle Vorsorge umfassend planen



Wo stehe ich im Leben?

«Wenn ich dann mal pensioniert bin, dann …»: So beginnen zahllose Gespräche unter Freunden. Womit füllen Sie die Lücke nach «dann»? Welche Ziele, Pläne, Ideen Sie haben, wissen Sie selber am besten. Dieses Buch hilft Ihnen, umsetzbare Pläne von unrealistischen Hoffnungen zu trennen. Es unterstützt Sie dabei, die finanziellen Voraussetzungen zu schaffen, damit möglichst viele Ihrer Wünsche dereinst Realität werden können.

Wie viele das sein werden, hängt natürlich entscheidend von Ihren derzeitigen und von Ihren zukünftigen finanziellen Möglichkeiten ab. Es ist deshalb unabdingbar, sich zuerst einen Überblick über die aktuelle Situation zu verschaffen.

Standortbestimmung

Wo stehen Sie im Leben? Eine alleinstehende, erfolgreiche 50-jährige Geschäftsfrau hat andere finanzielle Voraussetzungen als ein 35-jähriger Lebenskünstler, der eben das Kunststudium abgebrochen hat, aber zwei Kinder aus einer früheren Partnerschaft unterstützen muss. Wer mit 58 Jahren kurz vor der Scheidung steht und der Bald-schon-Ex-Frau voraussichtlich ziemlich viel Geld zu überweisen hat, muss eventuell auch seine Pläne für eine Luxus-Weltreise nach der Pensionierung überdenken. Anders ist die Situation für den 46-jährigen Supermarktkassierer, der im Lotto das grosse Los gewinnt und davon träumt, endlich selbstbestimmter durchs Leben zu gehen. Oder für das Ehepaar im besten Alter, dessen Kinder gerade flügge geworden sind und das jetzt allmählich beginnt, sich mit der Pensionierung zu beschäftigen.

Die folgenden drei Beispiele stehen stellvertretend für typische Lebenssituationen. Sie werden sie im Dossier immer wieder antreffen:

Jörg und Annamaria B. sind verheiratet und leben mit ihren beiden Kindern auf dem Land. Die 54-jährige Annamaria B. arbeitet gelegentlich als Metzgerin, ihr zwei Jahre älterer Mann ist Sekundarlehrer. Die beiden Kinder Yolanda und Marc sind demnächst flügge; Jörg und Annamaria B. fragen sich deshalb, ob ihr grosses Haus wirklich der richtige Ort ist, um alt zu werden.

Eliane L. ist geschieden und lebt jetzt mit ihrem neuen Partner Thomas G. in der gemeinsam gekauften Eigentumswohnung. Thomas G. ist selbständiger Grafiker, Eliane L. arbeitet als Zugbegleiterin. Sie sind beide 51 und stehen noch voll im Leben. Gedanken über die Zeit nach der Pensionierung machen sie sich nicht oft.

Anita C. ist angestellte Wirtschaftsprüferin. Die 45-Jährige hat bei mehreren Arbeitgebern Karriere gemacht, hat etwas Geld auf die Seite gelegt und fragt sich, ob es allenfalls für eine Frühpensionierung reicht.

Was kommt rein? Was geht raus?

Buchhaltung klingt nach Pflichtübung für öde Kleingeister. Keine Sorge, Sie brauchen keinen Lehrgang zu buchhalterischen Spitzfindigkeiten zu absolvieren. Es reicht, sich einen Überblick über Einnahmen und Ausgaben zu verschaffen. Das brauchts als Basis für eine Beurteilung, wie es im Alter um Ihre Finanzlage bestellt sein wird.

Die Einnahmen

Wie viel kommt jeden Monat rein? Klar, dass die Höhe Ihrer Einnahmen eine zentrale Rolle spielt. Heute ist es – bei den meisten Menschen zumindest – der Lohn, also das Entgelt für Ihre Arbeitsleistung. Nach der Pensionierung wird es die Rente sein, also die Ruhegehälter, die Sie aus den verschiedenen Säulen des schweizerischen Vorsorgesystems beziehen: aus der AHV, der Pensionskasse und allenfalls aus der 3. Säule. In den folgenden Kapiteln erfahren Sie, wie Sie diese wichtigen Bausteine Ihres Ruhestandsbudgets richtig einschätzen und wie Sie sie optimieren können.

Oft vergessen geht aber, dass die Renten nur einen Teil Ihres Budgets ausmachen werden. Wichtig ist auch, wie viel Geld Sie auf der Seite haben und wie Sie es angelegt haben, will heissen: wie viel Rendite es abwirft. Weil Sie darauf grossen Einfluss haben, widmet sich das Kapitel «Das Ersparte klug anlegen» ausführlich der Frage, was Sie jetzt unternehmen sollten (siehe Seite 74).

Die Wünsche

Ob Sie sich Ihre Wünsche erfüllen können, hängt aber natürlich nicht nur von der Einnahmenseite ab. Naheliegenderweise spielt es eine wichtige Rolle, wie teuer die Realisierung dieser Wünsche ist. Ein Chinesischkurs an der Volkshochschule ist günstiger als eine Weltreise in der First Class. Hängen Sie deshalb Ihren Wünschen ein Preisschild um und machen Sie sich Gedanken darüber, welche davon wirklich wichtig sind für Ihr zukünftiges Leben, welche «nur» wünschenswert und welche möglicherweise ein Traum bleiben werden.

Die Ausgaben

Beeinflussbar ist nicht nur, welche Träume Sie umsetzen wollen. Sondern auch, wie teuer Ihr Leben eigentlich ist. Die Ausgabenseite prägt Ihr Budget massgeblich – jetzt wie in Zukunft. Das sollte Grund genug sein, sich mit den Ausgabenposten in Ihrem Haushaltsbudget zu beschäftigen – zumindest mit denen, die wirklich Geld fressen und auf die Sie Einfluss nehmen können. Das sind in erster Linie die Wohnkosten, aber auch die allgemeinen Ausgaben für den Lebensunterhalt (Essen) und regelmässige Verpflichtungen wie etwa Versicherungen (mehr dazu erfahren Sie auf Seite 46 und 66).

Je eher Sie Ihr Budget kritisch hinterfragen und Geldfresser reduzieren, desto mehr können Sie für Ihre Altersvorsorge sparen. Anders gesagt: Desto weniger werden Sie sich nach der Pensionierung einschränken müssen. Es ist also auch eine Frage, was Ihnen wichtig(er) ist: der unbeschwerte Konsum jetzt, da Sie dank des monatlich überwiesenen Lohns gut leben können. Oder ein finanziell sorgenfreies Leben später, wenn Sie pensioniert sind. Beides zusammen geht nur, wenn Sie wirklich sehr gut verdienen. Oder wenn Sie im Lotto gewinnen. Oder wenn Sie die Planung frühzeitig in Angriff nehmen und die Weichen richtig stellen.

Die Unterstützung

Dieses Buch ist ganz darauf fokussiert, Sie zu befähigen, Ihre Pensionsplanung selber in die Hand zu nehmen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Möglicherweise kommen Sie aber zum Schluss, dass Ihnen diese Herausforderung nicht liegt, dass Ihnen die Rechnerei zu viel ist. Das ist kein Grund zur Panik – aber Anlass dafür, sich jemanden zu suchen, der dies für Sie übernehmen kann. Dafür sind Fachleute da. Lesen Sie unter «Beratung in Anspruch nehmen» (siehe Seite 142), wie Sie in diesem Fall vorgehen können.

Die Basis Ihrer Alters­vorsorge: die AHV

Die 1. Säule, die AHV, ist die Basis Ihrer Altersvorsorge: Prüfen Sie, wie viel Altersrente Sie dereinst erhalten werden. Und verhindern Sie auf jeden Fall, dass bei Ihren Einzahlungen Lücken entstehen.

Steht ein Jubiläum der 1948 eingeführten AHV an oder diskutiert das Parlament mal wieder über eine Revision, dann zeigt das Schweizer Fernsehen gern einen «Tagesschau»-Ausschnitt von anno dazumal: 40 Franken in bar überreicht ein uniformierter Briefträger einem wettergegerbten Zigarilloraucher: die allererste AHV-Rente! Erst ein Jahr zuvor hatte das Stimmvolk die Einführung einer Alters- und Hinterlassenen-Versicherung (AHV) beschlossen.

Wer bei der Google-Videosuche «AHV Einführung» eingibt, erhält das Video unter den ersten Treffern.

Seither hat sich das Leben, hat sich die Schweiz fundamental verändert, doch die AHV ist geblieben. Sie ist für die allermeisten Menschen hierzulande das Rückgrat der Altersvorsorge, auch wenn die Finanzierung nicht mehr so sicher scheint wie früher. Das hat mit der Demografie zu tun: Wenn die Gesellschaft im Durchschnitt immer älter wird, wenn es immer mehr AHV-Rentnerinnen und -Rentner gibt, müssen die AHV-Beitragszahler – also vor allem die Erwerbstätigen – immer mehr einzahlen. Denn die AHV wie auch ihre Schwester, die IV, wird im sogenannten Umlageverfahren finanziert. Die heutigen Beitragszahler zahlen die Renten der heutigen Pensionierten, IV-Rentnerinnen und Verwitweten. Das unterscheidet die AHV/IV grundlegend von den anderen beiden Pfeilern der Altersvorsorge: der Pensionskasse und der 3. Säule.

Immer mehr Junge zweifeln darum an der Solidität der AHV und daran, dass sie dereinst überhaupt noch eine Rente erhalten werden. Umso mehr als die letzten Reformversuche des Bundesrats, die AHV auf stabileren Boden zu stellen, scheiterten. Ohne hier die nächsten politischen Wendungen vorwegzunehmen: Es ist nur schwer vorstellbar, dass die AHV beschnitten, gekürzt oder gar liquidiert wird. Je mehr Rentner es gibt, desto mehr Stimmberechtigte haben ein persönliches Interesse daran, die AHV zu retten – koste es, was es wolle. Im Zweifel werden wohl einfach mehr Steuermittel in die AHV fliessen.

Es ist deshalb sehr sinnvoll, sich früh genug mit der Frage zu beschäftigen, wie viel AHV man dereinst im Pensionsalter erhalten wird. Natürlich ist das eine Schätzung, denn man weiss ja nicht, ob man bis dahin jedes Jahr einzahlt und falls ja, wie viel. Auch ist ungewiss, ob die heutigen Berechnungsgrundlagen dannzumal noch gelten.

Beitragslücken verhindern

Die Höhe der Rente hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: Wie hoch ist der Lohn, auf dem man die AHV-Beiträge bezahlt? Und: Hat man jedes Jahr eingezahlt oder gibt es sogenannte Beitragslücken? Ausserdem werden Erziehungs- und Betreuungsleistungen honoriert.

Vor allem den zweiten Faktor können Sie aktuell überprüfen und nötigenfalls beeinflussen. Jedes Jahr, in dem Sie nicht eingezahlt haben – sei es, weil Sie studiert haben, weil Sie im Ausland herumgereist sind oder weil Sie nicht erwerbstätig waren –, kostet Sie lebenslang Rente. Für jedes fehlende Beitragsjahr wird Ihnen...

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