Schmerzfrei und beweglich bis ins hohe Alter - Das große Selbsthilfe-Buch nach der Liebscher & Bracht-Methode - Das Übungsprogramm für den ganzen Körper

Schmerzfrei und beweglich bis ins hohe Alter - Das große Selbsthilfe-Buch nach der Liebscher & Bracht-Methode - Das Übungsprogramm für den ganzen Körper

von: Petra Bracht, Roland Liebscher-Bracht

Mosaik bei Goldmann, 2022

ISBN: 9783641277147

Sprache: Deutsch

480 Seiten, Download: 47517 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Schmerzfrei und beweglich bis ins hohe Alter - Das große Selbsthilfe-Buch nach der Liebscher & Bracht-Methode - Das Übungsprogramm für den ganzen Körper



Arthrose und Schmerzen: Ein großes medizinisches Missverständnis?


Operationen sind immer noch das Mittel der Wahl bei der herkömmliche Behandlung von Arthrose.

Nochmal kurz die wichtigsten Fakten zur Erinnerung: Rund fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden an Schmerzen, die – vermeintlich – durch Arthrose entstehen. Zwei Millionen davon jeden Tag, Tendenz steigend.25 Fragen die Patienten nach therapeutischen Alternativen zu einer Operation oder wollen sie wissen, ob der Knorpel sich wieder heilen lässt, wird das teilweise verneint und mit herkömmlichen, oft älteren Arthrosestudien begründet, die dies wissenschaftlich sicher belegen würden. Patienten erzählen uns seit Jahren immer wieder, wie sie die Krankheit Arthrose erklärt bekommen: dass die allmähliche Abnutzung des Knorpels vergleichbar sei mit dem Abfahren von Autoreifen. Dass auch bei Gelenken nach einer gewissen »Laufleistung« das »Profil abgefahren« sei. Dass irgendwann eine Prothese eben fällig sei, da gebe es nun mal keine andere Lösung. Wie gesagt, gut gemeint, aber unserer Erfahrung nach schlicht falsch.

Die Zahl der Gelenkprothesen steigt seit Jahren

Die Zahlen sprechen für sich: Laut Deutscher Arthrose-Hilfe haben heute bereits über vier Millionen Menschen in Deutschland ein künstliches Gelenk. Und es werden immer mehr. Jährlich kommen allein hierzulande 230.000 Hüftgelenksprothesen, 180.000 Kniegelenksprothesen und 24.000 Schultergelenksprothesen hinzu.26

Laut Weißbuch Gelenkersatz wurden Hüfte und Knie zu rund 80 Prozent respektive 96 Prozent aufgrund einer Arthrose ersetzt, meist im Alter zwischen 60 und 70 Jahren. Und zwar nicht wegen der Arthrose selbst, sondern wegen der Schmerzen, die gleichzeitig quälen. Die absolute Anzahl dieser Operationen hat in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa und auch in den USA zugenommen.27 Deutschland liegt bei solchen Knie- und Hüftoperationen mit der Schweiz und Österreich in der europäischen Spitzengruppe.2829 Und das ist nicht allein dem demografischen Wandel, also der Zunahme der älteren Bevölkerung geschuldet. So haben die Knieprotheseneingriffe bei unter 60-Jährigen seit 2013 um 18,5 Prozent zugenommen, wie das Science Media Center Germany im Auftrag der Bertelsmann Stiftung ermittelte.30

Operationsrisiken dürfen nicht unterschätzt werden

Das Einsetzen einer Gelenkprothese birgt immer Risiken, weil es ein massiver Eingriff in den menschlichen Körper ist, bei dem Knochen, Muskeln und Faszien zerschnitten, zersägt und gefräst werden. Infolge von Verschleiß sind etwa alle 15 Jahre Wechseloperationen notwendig, manchmal auch vorzeitig, falls es zu Infektionen oder Lockerungen gekommen ist. Oft geht dabei Knochensubstanz verloren, beispielsweise durch Entzündungen und Infektionen wie bei der Osteomyelitis.3132 Eine seltene, schwerwiegende Komplikation ist die Metallose: Dabei kommt es zu Entzündungen und Vergiftungserscheinungen, weil mit der Zeit Metallpartikel von der Prothese abgerieben werden.3334 Natürlich gibt es Situationen, in denen eine solche Operation unumgänglich ist, beispielsweise nach Unfällen, bei denen Oberschenkelhals oder Hüftpfanne gebrochen sind. Bei Prothesenoperationen ist aber grundsätzlich Vorsicht angesagt.

Wir möchten nicht in Abrede stellen, dass viele wohlüberlegt und nach dem State of the Art durchgeführt werden. Dennoch droht das Patientenwohl aus dem Blickfeld zu geraten – nicht nur bei Hüftoperationen. Die Prothesen werden nicht immer ausreichend getestet, weil bisweilen wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen. Mängel bleiben manchmal unentdeckt, und Komplikationen bei den Patienten werden vertuscht. All das ist in den letzten Jahren vorgekommen. Die Recherche-Serie »Implant Files« des Internationalen Netzwerks Investigativer Journalisten, das auch als Buch erschienen ist, hat dies im Jahr 2018 eindrucksvoll dokumentiert.35

Ein Umdenken in der Medizin? Knorpel kann nachwachsen

Die »scheinbare Realität« des Schmerzes hat uns alle getäuscht – Patienten ebenso wie Ärzte.

Unabhängig davon, wen Sie mit Ihren Beschwerden konsultieren: Die meisten Heilberufler gehen bis heute davon aus, dass Knorpel nicht regenerationsfähig ist. Und erst recht kennen sie keine Therapie, die eine solche Wiederherstellung ermöglichen könnte. Auch die allermeisten Patienten haben folgerichtig diesen Kenntnisstand. Es ist also kein Wunder: Für viele Menschen stellt sich die Realität so dar, dass Arthrose ein unheilbares Schicksal ist. Ist das dann die Realität? Nein, ist es nicht. Wir von Liebscher & Bracht haben diesen Umstand daher auch als die »scheinbare Realität« bezeichnet. Man glaubt es einfach, man hinterfragt es nicht mehr.

Um es kurz zu machen: Knorpel kann nachwachsen. In diesem Kapitel erklären wir Ihnen leicht verständlich, welche Bedingungen dafür erfüllt sein müssen – und weshalb wir glauben, warum das mit unserer Therapie funktionieren kann. Doch warum ist diese Tatsache dann nicht zumindest den Fachleuten bekannt? Die entsprechenden Spezialisten kennen mit Sicherheit die einschlägigen Studien. Vielen Hausärzten, Orthopäden, Physiotherapeuten und Heilpraktikern kann man vielleicht nicht vorwerfen, sich nicht regelmäßig mit der aktuellen Forschungslage zur Knorpelregeneration zu beschäftigen. Zugegeben, die Thematik ist komplex. Vor über zehn Jahren galt in der herkömmlichen Medizin noch weitgehend, dass Arthrose nicht zu heilen sei. Hinzu kommt, dass die entsprechende Forschung nur wenige erprobte Therapieansätze hervorgebracht hat.

Die Forschung ist spannend und lässt hoffen
Niederländische Forscher konnten 2011 erstmals nachgewachsenen Gelenkknorpel nachweisen.

Die Annahme vom nicht regenerationsfähigen Knorpel ist rund 250 Jahre alt. Der damals prominente englische Anatom William Hunter schrieb 1773: »Ein geschädigter Knorpel kann allgemein als beschwerliche Erkrankung angesehen werden; dies verlangt zur Heilung Komplexeres als bei einem brüchigen Knochen und ist, wenn einmal zerstört, nicht mehr zu reparieren.«36 Das ist grundsätzlich auch plausibel, denn Gelenkknorpel ist zähes, nicht durchblutetes Material und besitzt daher eine schlechte Regenerationsfähigkeit. Doch er besitzt sie.

Dass Knorpelregeneration möglich ist, lässt sich eindrucksvoll am Beispiel der Kniearthrose nachvollziehen. Die sogenannte Gelenkdistraktion ist ein Verfahren, bei dem ein externes Gestell über Fixateure – das sind Metallstifte, die von außen durch die Haut am Knochen befestigt werden – das Gelenk auseinanderzieht, um es zu entlasten.37 Ursprünglich wurde dieses Verfahren eingesetzt, um bei der Refixation, also der operativen Neupositionierung bei Gelenkfehlstellungen, das Gelenk zu schützen. Zufällig konnten die behandelnden Ärzte dabei feststellen, dass bei Patienten mit Arthrose eine Besserung eintrat.3839 Eine gezielte Überprüfung dieser Umstände zeigte, dass die niederländischen Forscher auf dem richtigen Weg waren.4041 2011 konnte in einer Pilotstudie erstmals nachgewachsenes Material nachgewiesen werden – dort, wo der Knorpel im Gelenk liegt.42 Die erfolgreiche Behandlung zeigte auch langfristig, dass das Gewebe repariert worden war.43 Ermöglicht hatte dies die Entlastung des Gelenks vom zu hohen Druck auf das Knorpelgewebe.

Werden Knieprothesen verzichtbar sein?
Durch Kniedistraktion kann der Knorpel langfristig wiederhergestellt werden.

Das Verfahren der Kniedistraktion wurde innerhalb weniger Jahre zu einer häufig eingesetzten Behandlung und konnte bereits nach wenigen Wochen eine Reparatur des Knorpels ermöglichen.44 Auch langfristig (in diesem Fall nach zwei Jahren) blieb die Wiederherstellung des Knorpels stabil.45 Schließlich konnten die Forscher in den Niederlanden sogar zeigen, dass das auf der Knorpelregeneration basierende Verfahren den etablierten Prothesen hinsichtlich Funktion und Schmerzreduktion in nichts nachsteht.46 Zudem war nun klar: Der nachgewachsene Knorpel hat die Eigenschaften von hyalinem, also vollwertigem Gelenkknorpel.47

Die Vorteile von Therapieansätzen, die auf den Erkenntnissen aus der Forschung zur Knorpelregeneration fußen, wurden auch in aktuellen Studien bestätigt.48 Demnach ist beispielsweise eine Knieprothese nicht mehr zwingend notwendig, um Kniearthrose erfolgreich zu behandeln.49

Was bedeuten diese Ergebnisse für Sie als Arthrosepatient?

Die Kniedistraktion ist offensichtlich ein erfolgreiches Verfahren. Auch auf mikrobiologischer Ebene ist der Beweis bereits erbracht, dass der menschliche Körper grundsätzlich in der Lage ist, neuen Gelenkknorpel zu bilden.50 Weshalb also ist das Problem der Arthrose nicht bereits in größerem Umfang gelöst worden? Zum einen kann nicht jedes Gelenk mit Fixateuren behandelt werden. Entsprechende Verfahren gibt es noch nicht. Zum anderen ist die Gelenkdistraktion ein operatives Verfahren – mit dem entsprechenden klinischen Aufwand und den üblichen Risiken.51

Eines zeigt der Blick auf diese Studien jedoch klar: Der...

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