Wohnen und Pflege im Alter - Selbstständig leben, Entlastung holen, Helm finanzieren

Wohnen und Pflege im Alter - Selbstständig leben, Entlastung holen, Helm finanzieren

von: Katrin Stäheli Haas, Der Schweizerische Beobachter

Beobachter-Edition, 2012

ISBN: 9783855697052

Sprache: Deutsch

209 Seiten, Download: 631 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Wohnen und Pflege im Alter - Selbstständig leben, Entlastung holen, Helm finanzieren



Alter – eine Generation mit Zukunft

Viele Menschen werden heute alt, sehr alt sogar. Und sie tun es anders als noch ihre Mütter und Väter. In diesem Kapitel erfahren Sie mehr über die Lebensphase Alter und Sie erhalten einen Überblick über die Möglichkeiten, Ihre Zukunft selber zu planen.

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Ein Lebensabschnitt im Wandel

Alter ist ein Thema, das alle angeht. Denn älter werden wir alle. Das ist nichts Neues. Doch noch nie erfuhr das Alter eine so grosse Veränderung wie heute und in den kommenden Jahren.

Jede Generation erlebt ihre eigene Form des Altwerdens, hat ihre eigenen Wertvorstellungen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen. Vielleicht sind Sie über 80, haben die harten Jahre des Zweiten Weltkriegs erlebt und pflegen bis heute einen einfachen, sparsamen Lebensstil. Oder Sie gehören zur Rentnergeneration der heute 70-Jährigen und haben vom Wohlstand profitiert, der dem Wirtschaftsaufschwung der Nachkriegszeit folgte. Sie betonen Individualität und Unabhängigkeit und sind als aktive, finanzkräftige Senioren das Zielpublikum von Werbung und Investoren. Vielleicht gehören Sie aber auch zu den Babyboomern. Mit Ihrer Generation werden geburtenstarke Jahrgänge älter, die sich als Senioren besserer Gesundheit und oft auch eines recht hohen Wohlstands erfreuen. Es sind Menschen, die gelernt haben, sich weiterzubilden, sich Veränderungsprozessen anzupassen, Ziele und Ansprüche zu formulieren und ihr Leben zu planen. Sie nutzen Dienstleistungen und sind aktiv und selbstbestimmt. Mit den Babyboomern wird die demografische Alterung ihren Höhepunkt erreichen.

Blick in die Zukunft

In den nächsten Jahrzehnten wird die Zahl betagter Menschen stark ansteigen. Heute geht man von folgenden Zahlen aus:

— Bis 2060 werden 2,5 Millionen Menschen 60-jährig oder älter sein. Heute sind es 1,3 Millionen.

— Bis 2050 dürfte die Zahl der über 80-Jährigen in der Schweiz auf das Zweieinhalbfache ansteigen, von heute 290 000 auf gut 720 000 Personen.

— 2009 kamen auf 100 Erwerbstätige im Alter von 20 bis 64 Jahren 32 Personen im Rentenalter. Dieser Wert wird sich bis 2060 auf voraussichtlich 61 erhöhen, also nahezu verdoppeln.

Selbständig bis ins hohe Alter

Wie alt werden Seniorinnen und Senioren heute? Und wie viele von ihnen werden pflegebedürftig? Ein Blick in die Statistik:

— Die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich seit 1900 um rund 34 Jahre erhöht. Für Männer liegt sie bei gut 80,1 Jahren, für Frauen bei 84,5 Jahren. Frauen leben also im Durchschnitt 4,4 Jahre länger als Männer.

— Die heute 65-jährigen Frauen und Männer verbringen durchschnittlich fast vier Fünftel ihrer restlichen Lebenszeit ohne massive Behinderungen.

— Bis zum Alter von 74 Jahren sind deutlich weniger als zehn Prozent aller Menschen pflegebedürftig.

— Über 60 Prozent aller pflegebedürftigen Erwachsenen sind älter als 80 Jahre.

— Ein Drittel der über 85-Jährigen sind pflegebedürftig. Das heisst umgekehrt: Zwei Drittel aller über 85-Jährigen meistern ihr Leben weitgehend selbständig, auch beim Wohnen.

Auf die Seniorinnen und Senioren von morgen kommen neue Fragen zu: Wird das Netz der Sozialversicherungen sie noch tragen? Wie wird die Gesellschaft umgehen mit der hohen Zahl sehr alter Menschen? Wie wird sich der grosse Pflegebedarf – man denke an die Zunahme von Demenzerkrankungen – dereinst organisieren lassen angesichts des dramatischen Geburtenrückgangs? Sind neue Modelle gesellschaftlicher Solidarität gefragt? In den nächsten Jahrzehnten werden wir erneut aushandeln müssen, wie das Zusammenleben der Generationen aussehen soll.

Die vier Altersphasen

Die Lebensspanne «Alter» wird heute anders definiert als früher: Sie beginnt bereits zwischen 50 und 60. Man unterscheidet nicht mehr nur zwischen Erwerbstätigen und Pensionierten, sondern geht von vier Phasen im Leben älterer Menschen aus.

—  Phase 1 (ca. 50 bis 65 Jahre)

Spätes Berufsleben, die Kinder werden flügge. Zeit vor der Pensionierung, Zeit der Vorbereitung auf einen neuen Lebensabschnitt. Menschen in dieser Phase leben oft in kleinen Haushalten, aber in grossen Wohnungen. Sie sind häufig in der «Sandwichposition» zwischen den eigenen betagten Eltern und der Geburt von Enkelkindern.

—  Phase 2 (65 bis 80 Jahre)

Pensionierung, selbständiges Rentenalter. Im Zentrum stehen viele Aktivitäten, Pflege von Hobbys und Freundeskreis, Reisen, neue Freiheiten. Dauer dieses Abschnitts: je nach Gesundheitszustand. Die Wohnung wird zum Lebensmittelpunkt, eine hohe Wohnqualität (genügend Platz, gute Anbindung an den öffentlichen Verkehr) ist zentral.

—  Phase 3 (ab 80 Jahren)

Sogenanntes fragiles Rentenalter mit zunehmenden Einschränkungen durch gesundheitliche Probleme (Schwierigkeiten beim Gehen, reduziertes Seh- und Hörvermögen). Der Alltag wird beschwerlicher, der Bedarf an Unterstützung wächst. Im Vordergrund stehen Fragen nach Entlastung, Anpassung der Wohnung, Umzug. Der Lebensradius beschränkt sich immer mehr auf die eigenen vier Wände.

—  Phase 4

Pflegebedürftiges Alter und Lebensende; Risiko von Abhängigkeit, Pflegebedürftigkeit. Selbständig einen Haushalt zu führen, ist nur noch teilweise möglich. Viele Menschen treten in eine Pflegeeinrichtung ein.

Jede dieser Phasen hat ihre spezifischen Themen, Möglichkeiten und Grenzen. Diese betreffen immer auch die Wohnsituation. Im selbständigen und aktiven Rentenalter wird die Wohnung nach dem Auszug der Töchter und Söhne häufig umgenutzt: Aus Kinderzimmern werden Hobbyräume oder Gästezimmer. Vielleicht wird das grosse Haus zugunsten einer kleineren, modernen Wohnung verkauft. In den durch Fragilität und Abhängigkeit gekennzeichneten Phasen erzwingen gesundheitliche Probleme in vielen Fällen einen neuen Lebensrhythmus. Grenzen müssen akzeptiert, Hilfsangebote in Anspruch genommen werden. Die Frage nach einer anderen Wohnform wird zentral.

Erfolgreich altern

Die meisten älteren Menschen erfreuen sich bis ins hohe Alter einer guten Gesundheit. Viele geniessen einen langen Lebensabschnitt voller Freiheiten und Gestaltungsmöglichkeiten – und dies bei guter Gesundheit.

Die moderne Medizin hat unser Leben verlängert und bietet eine Vielzahl von Behandlungsmöglichkeiten bei gesundheitlichen Problemen. Die «neuen Alten» stehen für eine aktive, produktive Lebensphase. Es sind junge, geistig mobile, kommunikative, gesunde, sportliche, mitunter auch politisch tätige Alte, die auch als Werbeträger in den Medien präsent sind. Doch es gibt auch eine andere Realität.

Robert F., 69 hadert: «Ich habe ein Leben lang gekrampft. Jetzt, wo ich es geniessen könnte, plagen mich die Schmerzen einer Diskushernie. Ich höre schlecht, da hilft auch mein Hörgerät nicht viel. Sowieso schäme ich mich, in meinem Alter schon ein Hörgerät tragen zu müssen. Meine Frau plagen Depressionen. Das haben wir nicht verdient. Was kommt noch alles auf uns zu?»

Mit offenen Augen auf das Neue zugehen

«Älterwerden ist kein Zuckerschlecken», hat der Dichter Gerhard Meier geschrieben. Schmerzen, Behinderung und Krankheit sind die Schattenseiten des Alters und eine Bedrohung für die Individualität. Sie schränken ein in der Lebensgestaltung, setzen Grenzen, konfrontieren uns mit unserer Endlichkeit. Man hadert mit dem Schicksal, empfindet es gar als Strafe, wenn die Realität von den Vorstellungen eines schönen Lebensabends abweicht. Ausgeblendet wird dabei die Tatsache, dass es vielen Menschen im Alter ähnlich geht, dass auch andere gesundheitliche Probleme haben und Verluste hinnehmen müssen. Altern ist ein Hineinwachsen in viele Veränderungen, ein Lernen, mit solchen Situationen umzugehen und nicht daran zu verzweifeln. Wer sich nichts vormacht, sondern sich dem stellt, was ihn belastet, kann sich gerade dadurch besser distanzieren.

Das hilft, die Anforderungen des Alters zu meistern

— Die eigene Zukunft planen (Wohnen, Finanzen)

— Eine positive Grundeinstellung zum Leben pflegen

— Den eigenen Interessen und Hobbys nachgehen

— Den gesunden Humor behalten

— Die Lebensbedingungen des Alters annehmen und aushalten

— Beziehungen pflegen, aber auch loslassen und trauern

— Sich selbst bleiben, sich mit sich selbst versöhnen

— Sich eine Aufgabe und Ziele geben

— Hilfe holen und annehmen

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