Wechseljahre - natürlich begleitet - Sorgenfrei trotz Wallungen und Co.

Wechseljahre - natürlich begleitet - Sorgenfrei trotz Wallungen und Co.

von: Regina Widmer, Ruth Jahn, Der Schweizerische Beobachter

Beobachter-Edition, 2011

ISBN: 9783855695119

Sprache: Deutsch

253 Seiten, Download: 1519 KB

 
Format:  EPUB, PDF, auch als Online-Lesen

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Wechseljahre - natürlich begleitet - Sorgenfrei trotz Wallungen und Co.



2. Gesund bleiben


Sich selbst mehr Sorge zu tragen, wird Frauen in den Wechseljahren oft zu einem besonderen Bedürfnis. Möchten Sie diese Zeit des Umbruchs für sich persönlich nutzen – etwas Neues wagen oder etwas für Ihre Gesundheit tun? Dieses Kapitel unterstützt Sie dabei.

2.1 Auf zu neuen Ufern!


«Ich erlebe gerade, dass biologisches und gefühltes Alter nicht zusammenpassen müssen», sagte die deutsche Politikerin Claudia Roth, auf ihren 50. Geburtstag angesprochen. Welche Frau hadert nicht mit der Zunahme der Kerzenzahl auf der Geburtstagstorte? Der runde Geburtstag und die Wechseljahre, die oft gemeinsam auftreten, können zu einem besonders tiefen Einschnitt im Leben einer Frau werden. Geht es von jetzt an nur noch bergab? Diese Krise nutzen viele Frauen jedoch als Chance, als Auftakt zu einer zweiten Blüte.

Nicht mehr jung und noch nicht alt


Die meisten 50-Jährigen fühlen sich um Jahre jünger, als sie nach Geburtsschein sind. Sie sind auch wirklich «jünger»: Frauen in der Lebensmitte leben heute freier und unbeschwerter als ihre Mütter. Sie sind fitter und gesünder, haben moderne Werte wie Selbstbestimmung, Kreativität und Offenheit verinnerlicht und pflegen jugendliche Verhaltensformen . Umso schmerzlicher, wenn die versiegende Periode das Ende der Jugend vor Augen führt. Und nur logisch, dass Frauen, die sich bislang stärker über ihr Äusseres, über Jugendlichkeit, Fitness und ihre Wirkung auf andere definiert haben, mehr Mühe mit dem Abschiednehmen haben als andere.

Studien zeigen: Frauen, die den Wechseljahren ängstlich entgegensehen und sich durch Veränderungen ihres Äusseren belastet fühlen, leiden häufiger und stärker an Wechseljahrbeschwerden. Frauen mit ausgeprägten Symptomen haben generell das Gefühl, nur wenig Einfluss auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu haben; sie sind mit ihrer Vergangenheit und auch mit ihrer Partnerschaft öfter unzufrieden und treiben weniger Sport. Frauen, die nicht ausser Haus arbeiten, machen eher eine Hormontherapie als Frauen mit Job. Studien haben auch die Bedeutung von Rollenmustern aufgezeigt: Eher angepasste Frauen mit traditionellem Rollenmuster neigen stärker zu körperlichen oder psychischen Beschwerden. Selbständige Frauen, die Job, Familie oder beides aktiv managen, sind öfter davor gefeit.

Dass Frauen dem Thema Altwerden mit einer ablehnenden Einstellung und so vielen Ängsten begegnen, liegt aber auch am Jugendwahn unserer Gesellschaft: Wir wissen meist bestens Bescheid, wie wir möglichst lange jung bleiben. Wie wir aber gut und zufrieden altern sollen, haben wir nie gelernt. Wie in Anbetracht von Verlust und körperlichem Niedergang glücklich bleiben? Wohin sich weiterentwickeln?

Menschen in der Lebensmitte beschäftigen sich oft intensiv mit dem eigenen Älterwerden. Das ist gut und wichtig so. Frauen tun das in der Regel früher als Männer. Und nicht immer freiwillig: In einer Gesellschaft, die älteren, reifen Frauen genauso viel Wertschätzung entgegenbrächte wie jungen, würden betroffene Frauen diese Lebensphase vermutlich anders erleben (siehe Kasten). Männer hingegen können mit 70 (theoretisch) noch Kinder zeugen und scheinen sich wegen der paar Jährchen keine grauen Haare wachsen zu lassen.

Haben Japanerinnen keine Wallungen?


Wie eine Frau ihre Wechseljahre erlebt, ist unter anderem vom Kulturkreis abhängig, in dem sie lebt. Ethnologische Untersuchungen haben gezeigt, dass zum Beispiel Japanerinnen, Frauen aus griechischen Inseldörfern, Maori-Frauen in Neuseeland oder Maya-Frauen in Mexiko weit weniger unter Hitzewallungen und anderen Wechseljahrbeschwerden leiden als westliche Frauen. Das mag auch an der Ernährung (siehe Seite 70) und anderen Lebensstilfaktoren liegen. Die Kulturvergleiche zeigen aber auch: Je mehr Ansehen ältere Frauen in einer Gesellschaft geniessen, desto gelassener und unbeschwerter kann eine Frau den Wechseljahren entgegensehen und desto unproblematischer erlebt sie diese. In Japan und unter den Maya in Mexiko gibt es für «Hitzewallungen» nicht einmal ein eigenes Wort. In vielen Kulturen verlieren Frauen mit dem Ende der Gebärfähigkeit nicht nur, sondern sie gewinnen: Sie fühlen sich von Tabus und Einschränkungen (die ihnen unter anderem wegen der Menstruationsblutungen auferlegt waren) befreit und den Männern gleichgestellt. Sie können sich im öffentlichen Raum freier bewegen, übernehmen religiöse Aufgaben, wirken nun als Beraterin, Heilerin oder Geburtshelferin oder nehmen andere Aufgaben wahr, die ihnen soziale Anerkennung verschaffen.

Nutzen Sie die regellosen Jahre für sich!


Wie wenig Zeit jetzt noch bleibt! Wie viel Zeit noch bleibt! Meist mehr als ein Drittel ihres Lebens haben Frauen in den Wechseljahren noch vor sich. Zeit, um Bilanz zu ziehen, aber auch um vorwärtszuschauen. Und um die Chancen zu ergreifen, die sich bieten. Wann, wenn nicht jetzt?

Die Jahre zwischen 45 und 55 lassen Frauen unmittelbar erkennen, dass das Leben nicht stillsteht, sondern sich stetig verändert. Sie wollen nun für sich entscheiden, was ihnen wichtig ist im Leben, in welche Richtung sie gehen. Das Leben dauert nicht mehr unendlich lang, deshalb wollen sie es aktiv gestalten und ihm – falls nötig – eine Wende geben.

Worauf kommt es an, damit das gelingt? «Die Lösung liegt in der Auseinandersetzung mit den ursprünglichen Lebensentwürfen», meint Pasqualina Perrig-Chiello, Psychologieprofessorin an der Universität Bern. «Was waren meine Jugendträume? Was habe ich realisieren können? Was ist ausgereizt, was ist liegengeblieben?» Die zentrale Frage sei, ob diese Auseinandersetzung mit den persönlichen Wünschen und der eigenen Geschichte gelinge.

Wie wir unser Leben mit fünfzig gestalten, wie zufrieden wir mit unserem Leben sind, was wir tun, was wir essen, ob wir uns bewegen, all das bestimmt auch, wie wohl es uns mit siebzig in unserer Haut ist. Ein Aufbruch zu neuen Ufern lohnt sich deshalb doppelt. Hilfreich sind gemäss Perrig-Chiello eine selbstverantwortliche Grundhaltung (ich selbst schaffe mir Chancen), Proaktivität (ich reagiere nicht bloss, sondern agiere) und ein Fokus weg von sich selbst, hin zu mehr Generativität – also die Ausrichtung auf andere und auch auf kommende Generationen (was kann ich weitergeben?).

Weiblichkeit neu definieren


Machen Sie eine innere Bestandesaufnahme, was Sie bisher erreicht haben und was Sie noch erreichen wollen, welche Wünsche Sie sich erfüllen möchten. Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Gestehen Sie sich Ängste und Schwierigkeiten ein. Der Wechsel zeigt sich ja zunächst oft von seiner unschönen Seite: Der Hitzestau nachts unter der Bettdecke, der krebsrote Kopf, genau dann, wenn frau ihn am allerwenigsten gebrauchen kann. Lustlosigkeit, totale Erschöpfung, Tränen aus nichtigem Anlass, immer tiefer werdende Falten, schlaffe Oberarme und schmerzende Fingergelenke. Für manche Frau sind die Wechseljahre eine mittlere Katastrophe, von der Natur suboptimal eingerichtet. Dazu gesellt sich die Sorge, von nun an für Männer wie für andere Frauen «unsichtbar», nicht mehr interessant zu sein. Schön, vif, attraktiv oder sportlich zu sein, heisst jetzt oft nur noch «schön für ihr Alter» oder «attraktiv für ihr Alter».

Aber freuen Sie sich: Die Wechseljahre sind eine Lebensphase, in der Sie von einem grossen Erfahrungsschatz profitieren können. Einen, den es sich lohnt weiterzugeben. Sie sind das monatliche Übel los, haben vielleicht endlich keine Migräne mehr und müssen nicht mehr alles ausprobieren. Der Schönheitskonkurrenz unter Frauen begegnen Sie gelassen, Sie definieren Weiblichkeit für sich neu, reifen als Persönlichkeit, sind realistischer, stehen im Beruf ihre Frau, werfen Ballast ab, konzentrieren sich aufs Wesentliche. Sie haben es weitgehend selbst in der Hand, Ihren Lebensnachmittag mit einer positiven Einstellung zu geniessen und ihn nach eigenem Gusto zu gestalten.

Versöhnen Sie sich mit ihrem bisherigen Leben. Und beschreiten Sie neue Wege, wenn Ihnen danach ist: Vielleicht haben Sie Lust, Ihr Beziehungsnetz auszubauen? Oder Sie möchten Neues entdecken oder sich bisher zu kurz gekommenen Neigungen und Interessen widmen? Womöglich wollen Sie in Ihrer Beziehung etwas ändern. Sprechen Sie mit ihrem Partner darüber. Tauschen Sie sich auch mit Freundinnen und andern Frauen aus ihrem Umfeld aus. Ein Tabu bleiben die Wechseljahre nur, wenn niemand darüber spricht.

Buchtipp


Ruth Jahn: Rezeptfrei gesund mit Schweizer Hausmitteln. 2. Auflage, Beobachter-Buchverlag, Zürich 2008

2.2 Lust und Liebe


In den Wechseljahren wechselt so manches. Auch die Partnerschaft wird auf die eine oder andere Art aufgemischt. Das ist gut so. Denn wenn Frauen sich Gedanken über ihr Leben machen, sich körperlich und geistig entwickeln, hat das in der Regel auch einen Einfluss auf den Partner und die Paarbeziehung. Doch woran liegt es, dass die eine Beziehung an diesen Herausforderungen wächst, die andere (vermeintlich) genau daran zerbricht? Sie und Ihr Partner können Ihren Teil dazu beitragen, dass die Liebe hält. In guten wie in wechselnden Zeiten.

Die Beziehung wachhalten


Das Klimakterium gilt als eine Art Beziehungskiller. Ehekrisen und Scheidungen werden ihm angelastet. Doch das ist ein...

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