Alternde Bevölkerung und gesundheitliche Versorgung - Zehn Herausforderungen und ihre Konsequenzen für Prävention, Rehabilitation und das Versorgungsmanagement in Deutschland und der Schweiz

Alternde Bevölkerung und gesundheitliche Versorgung - Zehn Herausforderungen und ihre Konsequenzen für Prävention, Rehabilitation und das Versorgungsmanagement in Deutschland und der Schweiz

von: Klaus Müller

Hogrefe AG, 2014

ISBN: 9783456953373

Sprache: Deutsch

647 Seiten, Download: 5448 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

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Alternde Bevölkerung und gesundheitliche Versorgung - Zehn Herausforderungen und ihre Konsequenzen für Prävention, Rehabilitation und das Versorgungsmanagement in Deutschland und der Schweiz



2 Der Problemhintergrund

Die Zunahme chronischer Krankheiten

Eine Erkrankung gilt in diesem Buch als «chronisch», wenn sie länger andauert, eine regelmäßige Behandlung erforderlich macht und/oder mit einer anhaltenden Funktionsbeeinträchtigung verbunden ist. Die fortdauernde Zunahme bestimmter chronischer Krankheiten und das sich dadurch tendenziell verändernde Krankheitsspektrum wird als epidemiologischer Wandel bezeichnet. Bereits seit Langem lässt sich in allen Industriestaaten eine signifikante Zunahme somatischer chronischer Erkrankungen feststellen. Zusätzlich haben in den letzten 20 Jahren aber auch psychische Krankheiten und Verhaltensstörungen stark zugenommen. In Deutschland werden die betreffenden chronischen Erkrankungen oft als «Volkskrankheiten» bezeichnet. Unter diesen Begriff fallen insbesondere folgende, besonders häufige somatische Erkrankungen: Herz-Kreislauf-Krankheiten (v. a. koronare Herzkrankheit und Schlaganfall), Muskel-Skelett-Krankheiten (v. a. Arthrose und Osteoporose), Atemwegserkrankungen (v. a. chronische Bronchitis), Stoffwechselkrankheiten (v. a. Diabetes und Adipositas) sowie die Krebserkrankungen. Daneben fallen darunter aber auch die besonders häufigen psychischen Erkrankungen (v. a. Depression) und bestimmte neurodegenerative Krankheiten (v. a. Demenz). Die Entwicklung und zunehmende Ausbreitung der genannten chronischen Krankheiten weist bereits heute globale Dimensionen auf – meist sind die Fallzahlen steigend – und droht damit auch weltweit dramatische Ausmaße anzunehmen.
Jedenfalls prognostizieren aktuelle internationale Studien alarmierende Entwicklungen. Die WHO rechnet damit, dass bis ins Jahr 2020 weltweit zwei Drittel aller Krankheiten chronisch sein werden. Und in den industrialisierten Ländern wird die globale Krankheitslast infolge chronischer Erkrankungen, die im Jahr 1950 noch unter 50 % lag, bis zum Jahr 2020 voraussichtlich sogar auf knapp 80 % ansteigen (diese und alle weiteren quantitativen Angaben in der Einführung werden hinsichtlich ihrer Quellen später in den betreffenden Buchteilen und jeweiligen Kapiteln belegt).

Die Hauptursachen der Zunahme chronischer Krankheiten

Für die Gesundheitsversorgung in Deutschland und der Schweiz ist die Zunahme der genannten chronischen Krankheiten schon seit Langem eine zentrale Herausforderung. So entfallen in Deutschland heute schon vier Fünftel aller Arztkonsultationen auf chronische Erkrankungen.
Und in der Schweiz gilt heute die «Faustformel», dass 20 % der chronisch Kranken 80 % der Kosten in der Krankenversicherung verursachen. Bei dieser Aussage erfolgt dann aber häufig auch der Hinweis, dass der allergrößte Teil dieser Kosten am Lebensende anfällt.
Die Ursachen für die zunehmende Verbreitung chronischer Erkrankungen sind vielfältig. Als Hauptursachen gelten heute der medizintechnologische Fortschritt, die steigende Lebenserwartung und der zunehmende Wohlstand. Diese Phänomene sind aber nicht separat wirksam. Vielmehr bedingen sie einander und verstärken sich gegenseitig. Während früher chronisch kranke Menschen zumeist aufgrund akuter Erkrankungen bzw. Episoden starben (z. B. bei Lungenentzündungen), werden diese Krisen durch die bessere medizinische Behandlung (wie z. B. durch Antibiotika, parenterale Flüssigkeitszufuhr und künstliche Beatmung) heute zumeist überlebt. Dadurch, dass immer mehr Menschen auch sehr schwere krankheitsoder unfallbedingte Akutereignisse überleben und damit länger leben, steigt auch die Zahl der Menschen mit chronischen Krankheiten und bleibenden Behinderungen. Das paradoxe Resultat des medizinischen Fortschritts bei der Behandlung einer akuten, manifesten Symptomatik ist also eine deutlich verlängerte Lebenserwartung der Betroffenen – und damit auch eine erhöhte Verbreitung chronischer Erkrankungen.

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