Palliative Care für Menschen mit Demenz

Palliative Care für Menschen mit Demenz

von: Olivia Dibelius, Peter Offermanns, Stefan Schmidt

Hogrefe AG, 2016

ISBN: 9783456955278

Sprache: Deutsch

240 Seiten, Download: 4031 KB

 
Format:  PDF, auch als Online-Lesen

geeignet für: Apple iPad, Android Tablet PC's Online-Lesen PC, MAC, Laptop


 

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Palliative Care für Menschen mit Demenz



1 Studien zur Schmerzerfassung und Sterbebegleitung bei Menschen mit Demenz (S. 17-18)
Sascha Marwin Muz, Barbara Weigl, Stefan Schmidt

Zusammenfassung

Ausgehend von der Feststellung, die den Forschungsbedarf für die Thematik verdeutlicht und das Forschungsfeld expliziert, gibt der vorliegende Beitrag einen Überblick über die aktuelle Studienlage in Bezug auf Schmerzerfassung und Sterbebegleitung in der palliativen Versorgung demenziell erkrankter Menschen. Die Notwendigkeit, palliative Pflegesituationen bei demenziell erkrankten Menschen zu erforschen, gründet in der demografischen Entwicklung in Deutschland und der daraus resultierenden Hochaltrigkeit, verbunden mit der Wahrscheinlichkeit, Pflegebedürftigkeit und/oder eine demenzielle Veränderung zu entwickeln. Während Pflegephänomene in der Palliative Care bereits gut erforscht sind, fehlen belastbare Forschungsergebnisse in der Dementia Care. In der Einführung werden die beiden Konzepte «Palliative Care» und «Dementia Care» erklärt, mit ersten Hinweisen auf den noch bestehenden Forschungsbedarf, insbesondere zum Konzept «Dementia Care». Das zentrale Forschungsergebnis zur Schmerzerfassung und Sterbebegleitung bei demenziell erkrankten Menschen zeigt, dass die Schmerzerfassung bei Menschen mit Demenz eine große Herausforderung für Pflegende darstellt. Pflegephänomene wie Aufregung, Mimik, Gestik, Schlafstörungen etc. werden häufig fehlinterpretiert (vgl. u. a. Flo et al., 2014). Eine adäquate Schmerzerfassung ist bei demenziell erkrankten Menschen besonders in einem späteren Stadium der Erkrankung nahezu unmöglich. Das Problem resultiert aus der verbalen Ausdrucksschwäche dieser Personengruppe, aber auch aus unzureichender Validität der Gütekriterien der Schmerzassessmentinstrumente. Vorgeschlagen werden multidimensionale Ansätze aus einem Mix unterschiedlicher Assessmentinstrumente.

Zu nennen sind hier zum Beispiel PAINED (BESD-Scale: Beurteilung von Schmerz bei Demenz) sowie PACLAC (Pain Assessment Checklist for Seniors with Limited Ability to Communicate). Zusätzlich sollten Verfahren zum Assessment des kognitiven Status der Patienten (MMSE: Mini Mental State Examination) sowie bekannte Schmerzassessmentinstrumente (NRS: Numerische Rangskala; VRS: Visuelle Rangskala) eingesetzt werden. Des Weiteren weist die aktuelle Studienlage darauf hin, dass Schmerzen interdisziplinär eingeschätzt werden sollten.

Eine weitere Einschätzungsmethode stellen Hadjistavropoulus et al. (2014) mittels einer systematischen Beobachtung von Gesichtsausdrücken über ein computergestütztes Verfahren vor. Genannte Vorgehensweisen können den Pflegeprozess in der Sterbephase demenziell erkrankter Menschen unterstützen, indem über dargestellte Assessmentverfahren eine sogenannte «verstehende Pflegediagnostik» (Schrems, 2008: 102) praktiziert wird. Das Bezugspflegesystem nimmt hier eine Schlüsselrolle ein, weil Bezugspflegende sowohl ihre klinische Expertise in den Pflegeprozess einbringen als auch den Kontakt zum sozialen Bezugssystem der Patienten herstellen und halten (Lawrence et al., 2012). Abschließend wird darauf hingewiesen, dass die Konzepte «Palliative Care», «Dementia Care» und «End-of-life-Care» unterschieden werden und verstärkt Einzug in die Pflegebildungslandschaft halten sollten, und zwar sowohl in der pflegerischen Erstausbildung als auch im Fort- und Weiterbildungsbereich. Empfohlen werden weiter eine verstärkte interdisziplinäre Zusammenarbeit, eine strukturierte Pflegeplanung und ein adäquates Risikomanagement.

Einführung und Hintergrund

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt im Jahre 2002 die palliative Versorgung als einen Ansatz zur Verbesserung der Lebensqualität unheilbar erkrankter Patientinnen und Patienten sowie zur aktiven Einbindung ihrer primären Bezugspersonen. Dabei stehen folgende Elemente im Mittelpunkt:
• Prävention von Begleitsymptomen und Folgeerkrankungen
• Linderung von Leiden
• exzellentes Einschätzen und Behandeln von Schmerzen und anderen physischen, psychosozialen und spirituellen Problematiken.

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