Gesundheit, Pflege, Altern - Grundwissen für heilpädagogische, soziale und pflegerische Berufe
von: Marion Menke, Heinrich Greving
Kohlhammer Verlag, 2015
ISBN: 9783170250970
Sprache: Deutsch
181 Seiten, Download: 3196 KB
Format: EPUB, PDF, auch als Online-Lesen
Mehr zum Inhalt
Gesundheit, Pflege, Altern - Grundwissen für heilpädagogische, soziale und pflegerische Berufe
Einleitung
Dieses Buch stellt ausgewählte Grundlagen zu den Themenfeldern »Gesundheit, Pflege und Altern« in komprimierter Form dar. Die Themenbereiche werden aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet, dazu zählen Forschung und Wissenschaft, Politik und Praxis. Diese unterschiedlichen Ebenen und Zugänge sind für die Kompetenzförderung in sozialen, gesundheits- und pflegebezogenen sowie heilpädagogischen Handlungsfeldern relevant. Zusammenhänge von wissenschaftlichen Erkenntnissen, politischen Steuerungsoptionen und Konsequenzen für die praktische Arbeit werden anhand ausgewählter Beispiele dargestellt, so dass der Einfluss von Rahmenbedingungen auf das praktische Handeln in sozialen und pflegerischen Berufen verdeutlicht werden kann.
Dieses Buch erfasst wesentliche Grundlagen in dem Versuch, durch Erkenntnisse verschiedener sozial- und gesundheitswissenschaftlicher Perspektiven einen »interdisziplinären« Einblick zu gesundheits- und krankheitsbezogenen Themen und zu älter werdenden Menschen zu ermöglichen. Gesundheitswissenschaften und Gerontologie stellen in diesen Zusammenhängen relevante und interdisziplinäre Forschungsgebiete dar und sind gekennzeichnet durch Werke von Wissenschaftlern/-innen unterschiedlicher Couleur. Letztlich arbeiten auch in der Praxis Mitarbeiter/-innen mit unterschiedlichen Qualifizierungen und Kompetenzen in Teams (z. B. Heilpädagogen/-innen, Sozialarbeiter/-innen, Erzieher/-innen, Pflegefachkräfte). Sie haben im Rahmen ihres beruflichen Werdegangs unterschiedliche Zugänge zu den Themenbereichen »Gesundheit«, »Pflege« und »Alter« kennengelernt, Kompetenzen im praktischen Umgang entwickelt und somit einen berufsspezifischen Blick auf ihre Klientel erreicht. Die Einbindung verschiedener Disziplinen erfolgt dann auf einer weiteren Ebene, der Kooperation der Mitarbeiter/-innen im Gesundheitswesen: Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit erfordert neben handlungsleitenden Erkenntnissen und Kompetenzen der je »eigenen« Profession auch die Fähigkeit, andere Perspektiven auf »Gesundheit«, »Pflege« und »Alter« wahrzunehmen, zu respektieren und mit verschiedenen Ansätzen und Zugängen arbeiten zu können. Die Kunst in der Praxis besteht darin, den berufsspezifischen Blick zu erhalten und dennoch in der Lage zu sein, mittels einer Justierung der Perspektive quasi »durch die Brille anderer« Berufsgruppen schauen zu können.
Im ersten Kapitel werden zunächst Definitionen und Dimensionen von Gesundheit und Krankheit aufgezeigt. Diese sind exemplarisch mit zentralen Bereichen von gesundheitsbezogener Lebensqualität der Klientel verbunden. Zusammenhänge von Lebensqualität, Gesundheit und Krankheit werden ebenso betrachtet wie Handlungsoptionen für Praktiker/-innen, die aus diesen Erkenntnissen resultieren. Damit gehen Überlegungen zu Resilienz und Empowerment einher, die wiederum grundlegende Ideen für gesundheitsfördernde Maßnahmen und entsprechende Konzepte in der Praxis liefern können und die Haltung von Praktiker/-innen zu ihrer Klientel in den Blick nehmen.
In einem zweiten Abschnitt werden gesundheitswissenschaftliche Erkenntnisse und ihre Bedeutung für Gesellschaft, Politik und Praxis beispielhaft aufgezeigt. Dazu zählen epidemiologische Erkenntnisse und Entwicklungen in der Pflege. Anhand eines Fallbeispiels werden diese verdeutlicht und auf den Weg eines Patienten durch das Gesundheitssystem bezogen, der mangels patientenorientierter Versorgungkonzepte einige Hürden überwinden muss. Um diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen bzw. diese zu vermeiden, werden anhand des Fallbeispiels Lösungsmöglichkeiten mit Blick auf verbesserte Angebotsstrukturen, Konzepte und Methoden dargestellt. Aus dieser Perspektive werden wiederum Konsequenzen für soziale und pflegerische Berufe aufgezeigt:
Wissenschaft, Politik und Praxis stehen sowohl in den Bereichen der Aus-, Fort- und Weiterbildung sowie der Konzeption neuer Studiengänge vor großen Herausforderungen als auch im Bereich der Weiterentwicklung von bedarfsgerechten Angeboten für (älter werdende) Menschen mit Behinderungen, Menschen mit sozialen und/oder gesundheitlichen Problemlagen, Menschen und Familien mit Hilfe- und Pflegebedarf.
Ein weiterer Abschnitt hebt den Paradigmenwechsel in Gesundheitswissenschaften und Gesundheitspolitik hervor, der durch einen stärkeren Fokus auf Gesundheitsförderung und Prävention über die Lebensspanne hinweg gekennzeichnet ist. Der Umgang mit Risiko- und Schutzfaktoren, welche die Wahrscheinlichkeit der Entstehung von Erkrankungen erhöhen bzw. diese verhindern können, und die Bewertung von Gesundheit und Krankheit im wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und institutionellen Rahmen wirken sich auf Angebote und professionelles Handeln unterschiedlicher Berufsgruppen aus. Gesundheitsförderung und Prävention über den Lebenslauf hinweg rücken zunehmend stärker in den Mittelpunkt von Politik und Praxis. Das Kapitel zeigt mittels ausgewählter Beispiele für die Lebensphasen Kindheit, Jugend, mittleres Erwachsenenalter und höheres bzw. hohes Alter gesundheitliche Risiken und Chancen auf. Gesundheitsfördernde und präventive Kenntnisse sind insbesondere für Aufgabenfelder wie Beratung und Aufklärung, Begleitung im Alltag und Vermittlung von Hilfen bedeutsam und damit in einigen Handlungsfeldern allgegenwärtig.
Im zweiten Kapitel werden die sozialpolitischen Handlungsfelder »Gesundheit« und »Pflege« mit ihren Strukturen und Akteuren beschrieben. Das System der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung wird in seinem komplexen Zusammenspiel zahlreicher Akteure kurz erläutert. Ambulante, teil- und vollstationäre Versorgungsstrukturen werden dabei ebenso dargestellt wie Versorgungspfade in den Bereichen Akutversorgung, Prävention und Rehabilitation. Gegenstand und Ziele von Gesundheitspolitik zeigen den Rahmen des Gesundheitssystems auf und sollen die Komplexität eingrenzen. Allerdings zeigen die verschiedenen Bereiche des komplexen Versorgungssystems unterschiedliche sozial- und gesundheitspolitischen Steuerungsmechanismen auf, die einerseits die Interessen zahlreicher Akteure des Gesundheits- und Pflegewesens in den Blick nehmen, andererseits die gesundheitliche und pflegerische Versorgung der Bevölkerung unter ökonomischen Zwängen sichern und weiterhin verbessern sollen. Dennoch werden verschiedene Versorgungsbereiche beschrieben und in ihrem Zusammenwirken erläutert. Dabei werden Spannungsfelder deutlich.
Daran anschließend wird ein weiterer Baustein in der gesundheitlichen Versorgung skizziert: die Pflege. Im Hinblick auf alte Menschen ist der Bereich der pflegerischen Versorgung ein relevantes Handlungsfeld. Der Ausbau pflegerischer Angebote und Strukturen schreitet seit der Einführung der Pflegeversicherung Mitte der 1990er Jahre stetig voran und ist von vielfältigen wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und für die Praxis relevanten Handlungskonzepten begleitet. Abschließend wird die Heilpädagogik als Disziplin in der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung in den Blick genommen.
Das dritte Kapitel fasst grundlegende Erkenntnisse zum Älterwerden bzw. Altsein aus gerontologischer Sicht zusammen. Zunächst wird die Lebensphase des höheren Alters als ein Prozess der Veränderungen und Entwicklungen dargelegt und ein Einblick in eine differenzierte Perspektive auf die »Zielgruppe alte Menschen«, aber auch auf gesellschaftliche und wissenschaftliche Entwicklungslinien gegeben. Diese Differenzierung soll mittels der Vorstellung ausgewählter gerontologischer Theorien und Ansätze erläutert werden. Nicht zuletzt bedeuten gerontologische Erkenntnisse – weit über die Folgen des demografischen Wandels hinaus – eine wichtige Grundlage für zukünftige Angebote und Handlungskonzepte im Umgang mit Gesundheit, Krankheit und Alter.
Letztendlich werden im vierten Kapitel ausgewählte Methoden und Konzepte für die praktische Arbeit mit älteren Menschen vorgestellt. Diese fokussieren auf unterschiedliche Zielgruppen innerhalb der Altenpopulation, finden in verschiedenen Handlungsfeldern ihre Anwendung und gewinnen zukünftig für älter werdende Menschen an Bedeutung. Die Auswahl der Konzepte und Methoden beleuchtet weit gefächerte Handlungsoptionen, die in verschiedenen Handlungsfeldern und Einrichtungen zum Tragen kommen können. Die vorgestellten Konzepte werden vielfach in Handlungsfeldern der Sozialen Altenarbeit sowie in Einrichtungen des Gesundheitswesens und der Pflege in die Praxis umgesetzt. Abschließend wird ein möglicher Nutzen vorhandener Konzepte aus anderen Handlungsfeldern für die Heilpädagogik diskutiert.
Das fünfte Kapitel greift die Bedeutung interdisziplinären Handelns in der Praxis auf. Vor dem Hintergrund der vielfältigen wissenschaftlichen, politischen, strukturellen und...