Frau Janzen geht tanzen - Fröhliche Geschichten zum Vorlesen für Menschen mit Demenz

Frau Janzen geht tanzen - Fröhliche Geschichten zum Vorlesen für Menschen mit Demenz

von: Uli Zeller

Brunnen Verlag Gießen, 2016

ISBN: 9783765574078

Sprache: Deutsch

160 Seiten, Download: 1782 KB

 
Format:  EPUB, auch als Online-Lesen

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Mehr zum Inhalt

Frau Janzen geht tanzen - Fröhliche Geschichten zum Vorlesen für Menschen mit Demenz



Reisegeschichten


Frau Hild braucht ein Bild


Tipp: Besorgen Sie den alten Reisepass oder Personalausweis Ihres Zuhörers. Zeigen Sie das Foto. Sprechen Sie über Länder, in die er oder sie schon gereist ist.

Frau Hild ist 85 Jahre alt geworden. Eines Tages stellt sie fest: Ihr Reisepass ist abgelaufen. Da Frau Hild noch einigermaßen rüstig ist, schlurft sie zum Amt. Sie sagt: „Ich brauche einen neuen Pass.“

Darauf erwidert die Dame im Passamt: „Dann lassen Sie ein neues Foto machen. Schauen Sie: Auf dem Bild im alten Pass haben Sie noch schwarze Haare.“

Frau Hild verschränkt ihre Arme: „Stimmt. Jetzt sind die Haare ganz weiß. Und so viele Falten hatte ich früher auch noch nicht. Also, dann gehe ich zum Fotografen.“

Der Fotograf geht mit Frau Hild ins Fotostudio. Dort steht eine Kamera mit einem großen Blitzgerät. Der Fotograf erklärt: „Bitte setzen Sie sich. Jetzt ein wenig zur Seite drehen. Dann in die Kamera lächeln.“

Es blitzt. Der Fotograf schaut das Foto an, schüttelt den Kopf und wendet sich an Frau Hild: „Wenn Sie lachen und dabei die Zähne zeigen, wirkt das verkrampft.“

Frau Hild wiegt ihren Kopf hin und her: „Was kann ich besser machen?“

Der Fotograf erklärt: „Grinsen Sie ganz breit ohne Zähne.“

Frau Hild schaut den Fotografen mit großen Augen an: „Ohne Zähne grinsen. Sind Sie sicher, dass das besser aussieht?“

Der Fotograf nickt: „Bestimmt.“

„Na, wenn Sie meinen.“ Frau Hild zuckt mit den Achseln. Dann öffnet sie ihren Mund. Mit Daumen und Zeigefinger der rechten Hand packt sie ihr Gebiss und wackelt daran. Sie nimmt ihre Zahnprothese aus dem Mund und legt sie auf den Tisch. Dann lächelt sie in die Kamera.

Der Fotograf schaut verlegen: „So habe ich das nicht gemeint. Ich wollte nur sagen, dass Sie die Lippen für das Bild geschlossen lassen sollen.“

Frau Hild setzt ihre Zahnprothese wieder ein und nickt: „Ach so. Aber ab einem gewissen Alter kann man das auch falsch verstehen. Wie Sie gesehen haben.“

Frau Hild und der Fotograf lachen über dieses Missverständnis. Und in dem Moment kann der Fotograf ein Bild machen, auf dem Frau Hild richtig entspannt lacht. Dem neuen Reisepass steht damit nichts mehr im Wege.

Na, dann gute Reise, Frau Hild!

 

Sport im Urlaub Eine Gymnastikgeschichte


Tipp: Machen Sie die Bewegungen immer am Ende eines Absatzes gemeinsam mit.

Marianne Rundmann fährt in den Urlaub. Es scheint ein langer Winter zu werden – jedenfalls dann, wenn man der Wetterregel glaubt:

Fällt im Wald das Laub sehr schnell, ist der Winter bald zur Stell.

Weil die Bäume schon früh kahl geworden sind, reist Marianne einige Tage in ein Wellness-Hotel. Auf der Hinreise schaut sie sich alles genau an. Sie dreht den Kopf weit nach links und wieder nach rechts. So sieht sie die Landschaft genau. Schauen wir auch mal weit nach links und weit nach rechts. Dabei drehen wir den Kopf ganz vorsichtig so weit es geht.

Marianne lächelt: „Im Urlaub will ich verschiedene Sportarten ausüben.“ Zuerst geht sie schwimmen. Dabei zieht sie mit den Armen weite Kreise. Das können wir auch: Wir holen weit aus mit unseren Armen.

Danach muss sie erst einmal tief durchatmen: „Puh, war das anstrengend.“ Am nächsten Morgen will Marianne wandern gehen. Sie bückt sich und schnürt ihre Schuhe. Kommen wir so weit herunter?

Dann marschiert sie los. Links, rechts, links, rechts, links.

Am Abend strahlt sie: „Das hat richtig gutgetan. Die Natur ist so schön.“

Am nächsten Morgen tun ihr alle Glieder weh. Sie stöhnt: „Puuuh! Muskelkater! Tut das weh … überall! Heute mache ich gar nichts. Ich werde mich erholen. Den ganzen Tag.“ Und so streckt sie Arme und Beine weit von sich, atmet tief durch und genießt den Tag. Das können wir auch: Wir atmen tief aus – und wieder ein.

Am nächsten Tag strahlt Marianne: „Und jetzt ist es Zeit zum Fahrradfahren.“ Sie tritt in die Pedale. Bergauf muss sie stärker treten. Und bergab muss sie nicht so schnell treten. Wie schnell können wir treten? Versuchen wir es einmal.

Am letzten Urlaubstag klappt Marianne den Sonnenschirm auf und setzt sich darunter. Sie sagt: „Jetzt habe ich viel Bewegung im Urlaub gehabt. Das hat gutgetan.“

 

Wie der Schnabel gewachsen ist


Tipp: Lesen Sie die Geschichte vorher zur Probe, um nicht über unbekannte Dialekte zu stolpern. Vielleicht können Sie noch Wörter aus Ihrem eigenen Dialekt oder aus dem Dialekt des Zuhörers ergänzen.

Heinz ist in einem Hotel im Urlaub. Im Hotel trifft er viele Menschen. Sie sprechen unterschiedliche Dialekte. Heinz gefällt, wenn jeder redet, wie ihm der Schnabel … (gewachsen ist).

Der Gast Herr Schäufele fragt Heinz beim Essen auf Schwäbisch: „Sind Sie au scho in Stueget gwäa?“ Das heißt auf Hochdeutsch: Waren Sie auch schon in Stuttgart? Den Schwaben sagt man ja nach, dass sie sparsam und fleißig sind. Eine schwäbische Redensart lautet: Schaffe, schaffe, Häusle … (baue).

Herr Obermoser aus Bayern wohnt ebenfalls im Hotel. Er verwendet bayerische Wendungen wie: „A so a Schmarrn.“ Das heißt: So ein Schmarren. Und ein Schmarren ist ein Unsinn. Oder er ruft aus: „Da legst di nieda.“ Und auf Hochdeutsch heißt das: Da legst du dich nieder. Wer das sagt, ist erstaunt. Manchmal fragt Herr Obermoser auch: „Host mi?“ Das bedeutet: Verstehst du mich?

Eines Abends unterhält sich Heinz mit Oskar aus Sachsen. Auch sein Dialekt gefällt Heinz. Wenn jemand den Mund weinerlich verzieht, bezeichnet Oskar das als „Flunsch“. Wenn Oskar die Augen meint, sind das die „Glubschn“. Wenn Heinz sein Bier schnell und hastig trinkt, fragt ihn der sächsische Oskar, warum er das so schnell „runterkuttelt“. Und der Weihnachtsstollen heißt in Sachsen „Striezel“. Gar nicht so einfach, stimmt’s?

Ingeborg macht im selben Hotel Urlaub wie Heinz. Sie kommt aus der Pfalz und da reden die Leute noch anders. Einmal sagt Ingeborg: „Der hot Glick im Uglick kat.“ Das bedeutet: Er hatte Glück im Unglück. Ein anderes Mal sagt die Pfälzerin: „Do war ich schun emol.“ Auf Hochdeutsch heißt das: Da war ich schon mal. Lustig klingt auch Ingeborgs Ausspruch: „Ich kennt mich uffreesche iwwer demm sei dumm Gebabbel.“ Also: Ich könnte mich aufregen über sein dummes Gerede.

Ein anderer Urlaubsgast ist Jupp Schmitz aus Köln. Er redet auch einen typischen Dialekt: Kölsch. Zu einem Butterbrot sagt Jupp „Botteramm“. Die Schweinshaxe heißt bei ihm „Hämmche“. Zur Kartoffel sagt der Kölner „Äädappel“. Und wenn jemand Kinder hat, sind das die „Pänz“.

Dialekte sind etwas Schönes. Wenn jemand Dialekt redet, schwingt dabei immer auch Heimat und Geborgenheit mit. Weitere Dialekte sind zum Beispiel Fränkisch, Badisch, Hessisch und Plattdeutsch. Auch in der Schweiz und in Österreich spricht man urige Dialekte.

 

Frieda Klein fällt’s wieder ein


Tipp: Bringen Sie einen Koffer oder einen Stadtplan von Berlin mit und beziehen Sie sich beim Vorlesen darauf.

Berlin ist eine Reise wert. Das fand Frieda Klein. Die 88-jährige Frau ist in Berlin geboren. Sie ist dort aufgewachsen. Dann ist sie fortgezogen. Im Herzen ist sie aber immer eine Berlinerin geblieben. Immer wieder singt sie das Lied: „Ich hab noch einen Koffer in Berlin.“ An den Geruch von Berliner Currywurst erinnert sie sich stets gern. Unvergesslich bleibt ihr auch der Geschmack von Berliner Weiße mit Schuss. Frau Klein lächelt: „Wenn es draußen heiß ist, schmeckt dieses Berliner Bier herrlich.“ Es kühlt so schön, wenn es die Kehle herunterläuft.

Frau Klein fühlt ähnlich, wie John F. Kennedy sagte: „Ich bin ein … (Berliner).“

Jetzt im Alter wünscht sich Frieda Klein: „Ick möcht noch mal nach Berlin reisen.“ Weil Frieda alles macht, was sie sich in den Kopf gesetzt hat, ist sie mit ihren 88 Jahren wirklich in den Zug gestiegen und nach Berlin gefahren. Unterwegs hat es im Speisewagen so schön nach Kaffee gerochen. Da sind ihr viele Erinnerungen gekommen:

Als Kind ist Frieda oft mit ihren Eltern zum Wannsee gefahren. Zum Picknick. Sie hatten immer Kaffee in der Thermoskanne dabei.

Frieda zwitschert ein Lied vor sich hin: „Pack die Badehose ein, nimm dein kleines Schwesterlein – und dann nichts wie raus zum Wannsee.“

Als Frieda in Berlin ankommt, geht sie zuerst zum Bäcker. Sofort fällt ihr wieder ein, wie man auf Berlinerisch ein Brötchen bestellt: „Eine Schrippe bitte.“ Sie beißt davon ab, kaut und zerdrückt den weichen Teig mit der Zunge. Und sie erinnert sich an eine Redensart, die...

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